Was auf den Höfen sonst noch so passiert oder…
Was heißt eigentlich samenfest?
Auf einigen Obst- und Gemüseauszeichnungen im Biomarkt kann man den kleinen Zusatz „samenfest“ oder „samenfeste Sorte“ lesen. Aber was ist das eigentlich? Und was haben in diesem Zusammenhang die Begriffe „Alte Sorten“, „Hybride“, „CMS-frei“ oder „F1“ zu bedeuten, und wie steht das ganze eigentlich in Verbindung zu „Unsere Höfe im Norden“?
Rein botanisch gesehen handelt es sich bei samenfesten Pflanzen um eine Pflanzensorte, aus deren Saatgut man weitere Pflanzen ziehen bzw. wachsen lassen kann. Die Nachzucht hat dieselben Eigenschaften und Gestalt, wie ihre Elternpflanze. Das bedeutet, die Sorte kann wie früher natürlich vermehrt werden. Sie wird durch Wind oder Insekten bestäubt. Solche Sorten sind meist alte Sorten, wie zum Beispiel bei den Möhren die schmackhafte „Rodelika“ oder auch der Blumenkohl „Neckarperle“. Aber in der ökologischen Züchtung entstehen auch viele neue samenfeste Sorten, die den Bio-Landwirten zur Aussaat und eigenen Vermehrung angeboten werden können. Zwei Höfe, die sich der Forschung und Züchtung dieses Bio-Saatguts verschrieben haben, sind unsere Partner Höfe
Gut Wulfsdorf aus der Nähe von Hamburg und der
Biolandhof Christiansen in Schleswig-Holstein.
Was sich so natürlich und schön anhört, wird stark von den riesigen, internationalen Saatgutkonzernen eingeschränkt bzw. torpediert. Das globale Saatgutgeschäft ist eines der größten Gelddruckmaschinen, die die Welt zu bieten hat. Patente auf hybride Sorten sorgen dafür, dass sich Landwirte von den großen Saatgutherstellern abhängig machen, indem Sie Jahr für Jahr Saatgut einkaufen müssen, und nicht wie früher aus ihrer Ernte eine eigene Nachzucht bilden können, weil das zum einen nicht mehr erlaubt wäre, aber zum anderen mit diesen Hybriden auch gar nicht mehr möglich ist. Diese konventionellen Hybride sind dazu noch sehr empfindlich und anfällig für Krankheiten, was zum großen Teil den Einsatz, von genau auf die Sorten abgestimmte Pflanzenschutzmittel, mit sich führt. Ist es daher ein Zufall, dass große Saatgutkonzerne auch gleichzeitig synthetische Pflanzenschutzmittel herstellen? Sie nennen es „Lösungen aus einer Hand“.
Solche verwendeten Hybridpflanzen werden auch F1 genannt. F1 steht kurz für „Folgegeneration 1“ und beschreibt Kreuzungen erster Generation, die eben nicht samenfest und somit nicht zur Nachzucht geeignet sind. In der modernen Pflanzenzüchtung werden F1-Hybride jedoch nicht nur durch einfache Kreuzung erzeugt. Oftmals werden in der Natur nicht vorkommende Inzuchtlinien erzwungen, um in der F1 gewünschte Eigenschaften hervorzubringen oder im Labor über die Verschmelzung artfremder Zellen und Zellkerne sogenannte CMS-Hybriden geschaffen. Hört sich alles mehr nach Frankenstein, als nach nachhaltiger Landwirtschaft an.
Aber was können wir tun?
Unterstützt die Arbeit der kleineren Höfe, wie dem
Gut Wulfsdorf oder dem
Biolandhof Christiansen, im Bestreben die Züchtung und Erzeugung von samenfesten Saatgut aufrecht zu halten. Achtet einfach beim nächsten Einkauf darauf, genau diese samenfesten bzw. CMS-freien Produkte in den Einkaufswagen zu legen und somit die Nachfrage nach alten und samenfesten Sorten hoch zu halten. Den leider gilt auch hier die Prämisse – nur was sich auf Dauer verkaufen lässt, kann auch am Leben gehalten werden.
Schaut doch mal vorbei:
http://www.gutwulfsdorf.de/zuechtung
http://www.christiansens-biolandhof.de/Saat_gut.cfm
http://www.saat-gut.org/