BID e.V. lehnt ‚In-Ovo‘ = Tötung im Ei ab

BID e.V. lehnt ‚In-Ovo‘ = Tötung im Ei ab

Pressemitteilung 12/2018

Die Bruderhahn Initiative hat sich in 2012 gegründet, um dem nutzlosen Töten der männlichen Küken nach dem Schlüpfen ein Ende zu bereiten. Seit dem Start der Initiative werden die männlichen Küken der beteiligten Legehennenbetriebe aufgezogen und nach 16-20 Wochen geschlachtet und vermarktet. Diese Konsequenz der BID brachte einen großen Stein ins Rollen, mittlerweile gibt es zahlreiche Initiativen, die den gleichen Weg eingeschlagen haben. Klar war von Anfang an: Das ist eine Übergangslösung bis die ökologische Geflügelzucht das Öko-Huhn von morgen entwickelt hat, bei der die Henne genügend Eier legt und sich der Hahn dazu gut mästen lässt. Mit Unterstützung der BID gründeten die Anbauverbände Bioland und Demeter in 2015 die Ökologische Tierzucht gGmbH (ÖTZ).

Parallel setzte diese Entwicklung und die alarmierte Öffentlichkeit die Politik unter Druck. In der Folge wurde der Fokus der politisch Verantwortlichen weniger auf effektive Züchtungen von Zweinutzungsrassen gelegt, sondern die Forschung unterstützt, die sogenannte In-Ovo-Selektion zu schnellen Lösungen bringt. Marktwirtschaftlich nachvollziehbar, mit dem Kreislaufgedanken der Ökologischen Landwirtschaft nach Haltung der BID nicht vereinbar.


In-Ovo-Selektion bedeutet, dass die angebrüteten Eier mit männlichen Küken aussortiert und anschließend vernichtet werden. Lange galt diese Forschung erst in ca. 5-10 Jahren als marktreif. Doch nun ging die Entwicklung schneller voran und die marktbestimmende REWE-Group stellt zusammen mit dem Technologie-Unternehmen SELEGGT ein Verfahren vor, wo die Geschlechterbestimmung im Ei am 9. Tag des Brütens, bevor sie am 21. Tag schlüpfen, möglich ist. Diese Eier sind Laut Rewe ab sofort in ausgewählten Märkten und bis Ende 2019 in allen Rewe und Penny Filialen zu finden. Während sich die Bio Branche zu keiner gemeinsamen Stellungnahme durchringen kann.

Die Kennzeichnung ist klar und einfach, ein gelbes Herz mit der Inschrift „Ohne Kükentöten“ signalisiert, dass das Küken nicht getötet wurde. Fakt ist aber dass es im Ei getötet wurde. Selbst wenn es irgendwann am 3. Tag möglich ist, es ändert nichts am System. Auf die eigentliche Selektionsmethode bei den Respeggt Eiern wird nur auf der Homepage hingewiesen. Das Bruderhahnlogo gerät so in die unmittelbare Gefahr mit dem Logo gleichgestellt zu werden.


Wissenschaftlich ist nachgewiesen, dass spätestens am 7. Tag bei dem Embryo ein Schmerzempfinden nachweisbar ist und Fotos belegen, dass der Embryo bereits als Küken zu erkennen ist. Diese Praxis bedeutet also keine Vermeidung des Kükentötens sondern ist ebenfalls als Töten des Kükens zu sehen. Offen bleibt an der Stelle auch wie diese aussortierten angebrüteten Eier fachgerecht vernichtet werden sollen und was mit der „Masse“ anschließend passieren soll. Das ist ethisch und moralisch von der Bruderhahn Initiative definitiv nicht tragbar und mit den Leitbildern der Branche nicht vereinbar. Die BID lehnt deshalb die Selektionsmethode ab! Auch der Demeter-Verband hat hier bereits eindeutig Stellung bezogen und lehnt die In-Ovo-Selektion ebenfalls ab.

Hinzu kommen weitere relevante Gesichtspunkte:

Die In-Ovo-Methode ändert nichts an den bestehenden Monopol-Strukturen, die es in der Geflügelzüchtung weltweit gibt. Im Gegenteil, die Geschlechtsbestimmung im Ei würde bestehende Strukturen noch mehr festigen, die ökologischen Geflügelhalter und Brütereien würden in weitere Abhängigkeiten der Agrarindustrie geraten. Zur Verdeutlichung: Nahezu 100% der im Öko-Landbau eingesetzten Hennen stammen aus dem Hause der großen Zuchtfirmen. Erst seit den Zuchtbestrebungen der ökologischen Geflügelzucht, der ÖTZ, wird dem etwas entgegen gesetzt.

Diese Züchtung muss weiter voran gehen, erste Erfolge mit den Zweinutzungsgenetiken der ÖTZ „Cream“ und „Coffee“ sind vorzeigbar. Diese Hennen sind keine Turbo-Eierlegerinnen, etwa 20% weniger als die übliche Legeleistung ist zu erwarten. Die Tests in der Praxis laufen gut. Öko-Geflügelhalter sind aufgefordert sich an den Erprobungen der Hennen und Hähne zu beteiligen.

Konsumenten von Premium-Bioprodukten wird so zukünftig eine ganzheitliche Alternative angeboten werden können, allerdings sicher nicht zu den bislang üblichen Preisen für Bio-Eier. Es wird zukünftig an der Ladenkasse entschieden werden, ob einem das Tierwohl und die Unabhängigkeit von Agrarkonzernen wirklich ein paar Cent pro Ei mehr wert ist.

Weiterführende Informationen erhalten Sie unter www.bruderhahn.de sowie www.oekotierzucht.de .