BID-Bruderhahn-Siegel wird zum Jahresende stillgelegt

Liebe Kund:innen,

Die Mitgliederversammlung des Brudertier Initiative Deutschland e.V. (BID) hat  beschlossen, die Zertifizierung des BID-Bruderhahn-Siegels zum 31.12.2024 stillzulegen. Das bedeutet, dass die Einhaltung der Kriterien des Siegels ab 2025 nicht mehr kontrolliert wird und das Siegel damit nicht mehr auf Eierverpackungen und Fleischprodukten verwendet werden darf. 

Hauptgründe für diese Entscheidung sind:
• die veränderte politische und rechtliche Lage seit Inkrafttreten des Kükentötungsverbots (Anfang 2022) und der verpflichtenden Bruderhahnaufzucht bei fast allen Bioverbänden sowie 
• die allgemeinen schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ausgelöst durch den Ukraine Krieg, die Energiekrise und die Inflation

Hieraus sind Marktbedingungen entstanden, unter denen die BID-Betriebe Kosten und Aufwände für die Zusatzzertifizierung nicht mehr durch die Verkaufserlöse gedeckt werden können.

Mit dem BID-Bruderhahn-Siegel ist das Versprechen einer mindestens 14-wöchigen Premium-Aufzucht der Küken auf Bioland oder Demeter-Betrieben verbunden. Da nach den Richtlinien der meisten Bioverbände Bruderhahnaufzucht inzwischen vorgeschrieben ist (siehe zu den verschiedenen Standards der Bioverbände die Übersicht im Anhang des Positionspapiers der BID), nehmen es Verbraucherinnen und Verbraucher 
kaum mehr als Unterschied wahr, ob Hähne 10 oder 14 Wochen aufgezogen werden. 

Was unter Umständen noch als Abgrenzungskriterium dient, ist, ob überhaupt Bruderhähne aufgezogen werden oder männliche Küken bereits im Ei aussortiert werden (sog. In-Ovo-Selektion oder Geschlechtsbestimmung im Ei). 
Unter diesen Voraussetzungen ist die Bruderhahnaufzucht nach BID-Kriterien aktuell wirtschaftlich leider nicht mehr tragfähig. 

Wenn sich die Rahmenbedingungen wieder ändern und eine Zertifizierung aus Sicht der BID-Mitglieder erneut Sinn machen sollte, ist eine Wiederaufnahme der Zertifizierung jederzeit möglich. Denn: die BID legt die Zertifizierung aus wirtschaftlichen Gründen still, nicht weil alle Ziele erreicht wären. 

Das Kükentötenverbot verhindert nämlich nicht die Praxis, dass männliche Küken im Ausland getötet und weibliche importiert werden. Hinzu kommt, dass Bruderhähne im In- oder Ausland unter aus BID-Sicht unethischen Bedingungen aufgezogen werden. 


BID besteht als Verein weiter 

Nicht betroffen von der Stilllegung des BID-Bruderhahn-Siegels ist die Brudertier Initiative als Organisation. Sie bleibt als Verein bestehen und wird weiter den satzungsgemäßen Zweck verfolgen, unethische Praktiken in der Bio-Tierhaltung zu beenden, dafür Öffentlichkeit herzustellen und geeignete andere Initiativen dabei
zu unterstützen. Konkret heißt das vor allem: in enger Kooperation mit der Öko-logischen Tierzucht (ÖTZ) wird die BID weiter daran arbeiten, die Züchtung und Haltung von ÖTZ-Zweinutzungshühnern voranzubringen und bekannt zu machen. 

Außerdem informiert der Verein die Biobranche und die Öffentlichkeit über tierethische Themen. Das gilt insbesondere für Bruderhahnaufzucht und Hahnenfleisch(-produkte) sowie für die Problematik der BioMilchviehkälber, die bisher häufig die Bio-Wert-schöpfungskette verlassen („Bruderrind“). Auch wird die BID weiterhin Projekte entwickeln und ihre Mitglieder und Kooperationspartner:innen vernetzen


ÖkoLogische Grüße im Auftrag des B.I.D.

Euer NkN-Team